Franziska
Gebhard, Du setzt Dich für sinnvolles Wirtschaften ein. Warum?
Gebhard
Ich bin Botschafter für Nachhaltigkeit, weil es mich in meinem Sinnstreben erfüllt. Ich wüsste nicht, welchen Sinn ein Leben hat, dass sich gegen Nachhaltigkeit richtet.
Franziska
Wir beide haben uns bei einem Walk to Talk kennengelernt. Ich kann mich sogar noch genau an das Thema erinnern: Wir sprachen über “Affenmärchen”.
Was ist für Dich Walk to Talk? Worin liegt das Besondere?
Gebhard
Sich mut-willig Zeiträume zu schaffen, in denen man vom Alltag weggeht. Laufen, so wie es heute geht ohne aus der Puste zu kommen, hat einen eigenen Wert. Ein Wert, der von Lust und Offenheit geprägt ist, der einem (un/bekannte) Ein- und Ausblicke ermöglicht.
Sich laufend mit anderen auszutauschen hat einen eigenen Mehrwert, der von Zufalligkeit und Unvorhersehbarkeit kommt, die in Neuigkeiten, Fragen und Antworten münden.
Walk to talk ist ein einfach und überall zu lebendes Prinzip. Es zeigt neue Bahnen auf, kann genauso erfreuen, wie auch erschrecken und verwirren. Ganz natürlich eingebettet in das große Ganze, eröffnet es immer den Blick zum Horizont, an dessen Eindruck und Bestimmtheit die wunderbarsten und die schlimmsten Dinge als gleichermaßen belanglos daherkommenden Kleinigkeiten abperlen.
Man behält im Walk to Talk ein gutes Gefühl für die wirkliche Relevanz des eigenen Gewichts. Das ist eines der Dinge, die ich im Geschäftsleben regelmäßig vermisse.
Franziska
Nun gehörst Du nicht zu den Menschen, die diese Situation stumm ertragen, sondern Du wirst aktiv und unterstützt Unternehmer und Unternehmerinnen auf dem Weg zu einer menschlichen Betriebswirtschaft.
Gebhard
Ich bin ein Grenzkrieger zwischen den Systemen. Viele von uns haben inzwischen die Gewissheit, dass unser weithin bestehendes menschliches (Wirtschafts-)System nicht funktioniert. Wir haben Gründe gefunden und Erfahrungen gemacht, die uns gezeigt haben, warum es nicht funktioniert.
Jetzt stehen viele vor der Frage: „Wie kann es – für mich und in meinem Leben – anders gehen?“ Ein wichtiger Beitrag zur Antwort auf diese Frage ist die Abgrenzung zum bisherigen und die dadurch mögliche Identifikation mit einem anderen System.
So abstrakt und weltfremd die Erklärung des Grenzkriegers daherkommt, so praktisch kann man sie umsetzten. Ich bin seit über 13 Jahren Unternehmer, Berater und Autor. Mit der GB Kommunikation GmbH entwickle ich Werkzeuge sowie Methoden für Organisationsentwicklung und berate kleine und mittlere Unternehmen dabei, menschliche Betriebswirtschaft umzusetzen. In meinen Publikationen treibt mich die Frage um, wie mehr Menschen sinngekoppelt arbeiten gehen können.
Franziska
Kannst Du Beispiele nennen?
Gebhard
Einer meiner Kunden hat sich so aus seinem Angestelltenverhältnis in die Selbständigkeit entwickelt. Mit Freude, Offenheit und in Siebenmeilen-Schritten. Er fing damit an, dass er seine Arbeitszeit von 100% auf 80% reduziert hat. In den verbleibenden 20% ging er auf die Suche nach für ihn sinnvollen Projekten und Engagements. Schon nach wenigen Monaten war er zu 100% in einem Unternehmen engagiert, dass er mit den Menschen gegründet hat, die an ihren gemeinsamen Sinn angekoppelt haben.
Ein anderer Kunde1 kann auf das Lebenswerk seines Vaters aufbauen. Dieser hat ihm vor 18 Monaten ein wirtschaftlich solides mittleres Unternehmen übergeben. Anders als sein Vater möchte er mit den Kollegen zusammen die Unternehmenslast und die Früchte daraus teilen. Er möchte Zeit für seine Familie, Kinder und Freizeitinteressen haben und neue Ideen in einer Gruppe zum Erfolg führen, die sich sozial stütz und füreinander die Verantwortung mitträgt.
Seit 12 Monaten bringen wir die Menschen dazu, in diesem neuen System zu denken und zu handeln. Eingefahrene Gewohnheiten sind dafür zu überwinden – das gelingt zunehmend einfacher!
Wer das System wechseln möchte, ist gut beraten, die Grenzen und Übergänge scharf zu stellen!
Franziska
Vielen Dank für das interessante Gespräch, Gebhard.
Nachtrag zum update vom 11.12.2018: Inzwischen veröffentlichte Gebhard Borck zusammen mit Stephan Heiler — jenem Kunden, dessen Name nun auch genannt werden darf — den Weg der Transformation. Und hier wird deutlich, dass jene Veränderung auch ganz wortwörtlich und tatsächlich mit einem ersten gemeinsamen Schritt und WalkToTalk begann (nein, es ist nicht der oben im Bild). Mehr erfährst Du in ihrem Buch “Chef sein? Lieber was bewegen!”
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